Familia Enrique Talg

Tigaiga im Jahr 1963 ..

004..an Ihr Haus habe ich sehr alte Erinnerungen:

Lassen Sie mich also erzählen:
Kurz vor Weihnachten reisten meine Eltern, Sres Dr Müller, aus Berlin mit mir, Student der Rechtswissenschaft, 22 Jahre alt, nach Teneriffa, um dort nicht nur Weihnachten, sondern auch ihre Silberne Hochzeit am 28. Dezember 1963 zu feiern.

Damals konnte man von Berlin aus nicht direkt nach Teneriffa gelangen. Man flog mit einer Vickers Viccount von Berlin nach Marrakech. Dort verbrachte man in dem sehr schönen Hotel Mamounia? eine Nacht und konnte ein wenig von Marrakech kennenlernen, den herrlichen Marktplatz und das Königsschloss. Am nächsten Tage flog man zu Ihnen nach Teneriffa.

Ihr Haus lag bzw. liegt im Taoro Park und stand ein wenig im „Schatten“ des damals noch existierenden Hotels Taoro mit etwas mehr Sternen, als Sie sie besassen. Gleichwohl steht Ihr Haus mir noch sehr lebhaft vor Augen wegen der sehr schönen Zimmer und der exquisiten Küche.

Sehr lebhaft erinnere ich mich noch an den Heiligabend. Sie versammelten alle Gäste im der Halle, wo unter einem Weihnachtsbaum ein junges deutsches Mädchen die biblische Weihnachtsgeschichte vorlas. Danach gab es dann ein sehr opulentes Abendessen mit sehr viel Kerzenbeleuchtung. Nach diesem Essen wanderten meine Eltern mit mir in den Ort Teneriffa, wo der Heilige Abend, ganz anders als bei uns in Berlin, sehr lebhaft, mit Böllerschüssen und Raketen, mit lautem Gesang und vielen fröhlichen Menschen beinahe wie ein Karneval begangen wurde.

Sie hatten damals kein eigenes Schwimmbad. Wenn man nicht im Meer schwimmen wollte, konnte man jeden Tag mit einem kleinen Bus in den Ort Teneriffa fahren. Dort erhielt man Zugang zu einem mauerbewehrten Schwimmbad, ich glaube, es hiess Martinez. An jedem Tag, den wir dort verbrachten, erschien stets zur gleichen Zeit in einem schwarzen Rolls Royce mit Fahrer eine sehr gut aussehende, schlanke Dame in schwarzem Bademantel. Sie betrat das Schwimmbad mit seiner 25 m Bahn, legte den Bademantel ab und liess sich in ihrem schwarzen Badeanzug, ohne einen einzigen Spritzer zu verursachen, an einer Ecke des Schwimmbades in das Wasser gleiten und durchschwamm unter Wasser das Becken quer, nur um an der gegenüberliegenden Seite kurz aufzutauchen und wieder zurück zu schwimmen. Diese „Übung“ wiederholte sie mehrfach, entstieg wieder dem Becken in der Ecke, zog ihren Bademantel über und entschwand. Wer sie war und woher sie kam, wir konnten es nicht ergründen, aber es war ein sehr memorables Schauspiel.

Am Ersten Feiertag dieses Weihnachtsfestes gab es im Taoro Park in einer kleinen englischen Kapelle einen Gottesdienst, gehalten von einem anglikanischen Priester. Wir waren nur fünf Gottesdienstbesucher, aber die Gesänge erschallten mit großer Lautstärke, weil wir begleitet wurden von entsprechenden Schallplatten. Das Kirchlein war umsäumt von riesigen Weihnachtssternblumen.

Ich erinnere mich außerdem noch an einen Ausflug in das Örtchen Orotava, welch klangvoller Name! Dort gab es ein Kloster mit einer für damalige Verhältnisse erstaunlichen Einrichtung: in die Klosterpforte eingelassen war in Augenhöhe eine Tonne mit Öffnung nach außen. In dieser Tonne befand sich ein blütendweisses Babybettchen. Es hiess, man könne diese Tonne nur in eine Richtung drehen, aber nicht zurück. Soweit das Jahr 1963.

Im Jahre 2002 war ich mit meiner Tochter auf Teneriffa, weil sie dort tauchen wollte. Wir wohnten leider nicht bei Ihnen, sondern im Süden. Aber ich durchstreifte mit dem Auto die Insel und besuchte auch Ihr Haus. Vom Rand Ihres wunderschönen Schwimmbades aus telefonierte ich mit der langjährigen Wirtschafterin meiner Eltern in Berlin, um ihr zu sagen, dass ich dort sei, wo meine Eltern und ich 1963 Weihnachten verbracht hätten. Vorher hatte ich in Ihrem damaligen Receptionschef jemanden gefunden, der sich noch an das Jahr 1963 erinnern konnte.

Sie können sich sicherlich sehr gut vorstellen, dass der Name Ihres Hauses für mich zu den klangvollsten Erinnerungen meiner Jugendjahre gehört.

Ich wünsche Ihrem Hause alles erdenklich Gute, vor allem Gottes Segen und Ihnen allen Gesundheit, stets zufriedene Gäste und Ihnen allen auch Freude an diesen Gästen,
Ihr W-M Müller

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