Ein Reiserückblick von Señores Goebel
Freunde & Gäste

Ein Reiserückblick von Señores Goebel

Bei unserem letzten Besuch im November 2018 wurden wir gebeten, doch einmal über unserem damaligen Aufenthalt zu berichten, da Sie, liebe Familia Talg, als jetzige Inhaber des Hotels zu der Zeit noch nicht geboren waren. Wir kommen der Bitte gern nach, denn es war damals für uns noch eine Abenteuerreise.

Hotel Tigaiga Gäste INFO 1964

Wir waren zwar 1959 nicht die ersten Gäste im Tigaiga, aber wir glauben, dass wir inzwischen zu den ältesten Gästen zählen, da wir 1964 zum ersten Mal nach Teneriffa kamen und seitdem immer wieder in Ihrem Hotel wohnten.

Die Idee, Teneriffa kennen su lernen, hatte mein Vater bzw. Schwiegervater, der nach einem Zeitungsbericht von der „Insel des ewigen Frühlings“ träumte. Um seinen Wunsch zu erfüllen, erkundigten wir uns beim Reisebüro über Möglichkeiten, nach dort zu gelangen, denn die Urlaubsparadiese der Kanaren lagen für uns Deutsche noch etwas im Dunkeln. Zum glück war dem Inhaber des Reisebüros aber Puerto de la Cruz so gut bekannt, dass er uns nicht nur die Reise nach Teneriffa empfahl, sondern im besonderen das Hotel Tigaiga, das seiner Meinung nach den besonderen Vorteil bot, nicht direkt an der Strandpromenade zu liegen, denn dort sei die Meeresbrandung so laut, dass man schlecht schlafen könne. Ausserdem stufte er das Hotel Tigaiga unter Schweizer (!!) Leitung als erstklassig ein.

So bestiegen wir am 19. September voller Erwartung eine Lufthansa-Maschine, die uns zunächst nach Madrid brachte. Dort mussten wir uns zu Fuss auf dem noch recht bescheidenen Flugplatz unsere Anschlussmaschine nach Teneriffa suchen. Wir fanden ei 4-motorige Super-Constellation, in der es sehr laut und turbulent zuging, da sie offenbar von einer Fussballmannschaft gechartert worden war. Bei einer gefühlten Innentemperatur von 55 °C flog der grosse Vogel mit Verspätung los. Nach einiger unverständlichen Spanisch der Stewardess erfuhren wir, dass die Toilettenanlagen nicht funktionierten. Letztendlich landeten wir unversehrt nach einigen Stunden (dass eine Uhrumstellung notwendig war, wurde uns nicht gesagt) auf dem sehr kleinen Flugplatz Los Rodeos bei La Laguna. Der erste Eindruck war: eine milde, klare Luft, ein sternenübersäter Himmel und – Grillenzirpen. Ein Kleinbus, der uns 8 Urlauber aufnahm, beförderte uns dann über eine Höhenstrasse mit unzähligen Kurven nach Puerto de la Cruz, d.h. uns ins Hotel Tigaiga.

Nach einer ausgiebigen Nachtruhe erkundeten wir das Hotel und die Umgebung und… waren begeistert! Der Garten am Haus mit seine für uns exotischen Bäumen und Pflanzen, die Bananenplantagen ringsum, der Blick aus das Meer, alles war überwältigend. Die Treppenanlage mit kleinen Wasserläufen hinunter nach Puerto de la Cruz erinnerte uns an unsere Heimatstadt Kassel, die eine wesentlich grössere, historische Kaskadenanlage von unserem Herkules zum Schloss Wilhelmshöhe hat. Aber die alten spanischen Häuser mit den wunderschönen Balkonen bewunderten wir in der Altstadt und schlenderten dann entlang der Fussgängerzone.

Wir waren sehr zufrieden und auch unser „alter Herr“ genoss das Leben und die Betreuung im Hotel, die Ruhezonen und das Essen. Für ihn war lediglich das Bier zu warm. Zu der Zeit bot das Tigaiga nicht nur Frühstück, sondern auch Mittag- und Abendessen, wobei besonders abends dunkle und „angemessene“ Kleidung erwünscht war. Ihr Vater, liebe Familie Talg, war bemüht, alle Gäste zufrienden zu stellen, ging fast jeden tag von Tisch zu Tisch und erkundigte sich nach dem Wohlergehen. Uns ging es wirklich gut, denn wir konnten in dem neu gebauten Pool schwimmen, Tischtennis spielen und uns mit dem Papagei des Hauses „unterhalten“. Zum Tennisspielen mussten wir extra dem Englischen Club beitreten, dem in der Nähe ein Tennisplatz mitten in einer Bananeplantage gehörte. Der Taoro-Park erschien damals noch wie eine Lavawüste, was sich ja später dank Ihres Vaters änderte.

Um nicht nur Tigaiga und Puerto de la Cruz zu erleben, mieteten wir uns ein VW-Cabriolet und fuhren auf teilweise noch nicht ausgebauten Strassen zum Teide. Wir waren dort fast allein und glaubten, eine Mondlandschaft zu betreten. Rotes, gelbes, schwarzes und grünes Bimsgestein wechselte mit feinem gelben Wüstensand ab – und über uns war tiefblauer Himmel, und Sonne und Wind verhalfen uns schnell zu einem herrlichen Sonnenbrand. Der Süden war abgesehen von einigen Dörfern noch nicht erschlossen. In Icod hielten wir an der Strasse direkt unter dem Drachenbaum, an der „schwarzen“ Badenbucht von San Marco tranken wir Kaffee, besuchten Garachico, Orotava und natürlich den Botanischen Garten. Alles in allem war Teneriffa Erlebnis pur!

Nach 14 ereignisreichen und wunderschönen Tagen war das „dolce far niente“ zu Ende und wir nahmen Abschied. Leider wurden wir am frühen Morgen vom Abholdienst vergessen, aber der Portier des Tigaiga der kein Deutsch sprach, beruhigte uns mit der Erklärung, dass wir von einer „Gondel“ abgeholt würden. Die Gondel entpuppte sich dann als Taxi, das uns zum Flugplatz brachte. Da in Teneriffa noch keine grossen Maschinen landen durften, wurden wir zunächst mit einem kleinen Flugzeug nach Gran Canaria befördert. Von dort erreichten wir über Madrid nach langen Stunden unseren Heimatort Kassel – – – und vergassen Teneriffa nie!

Dass wir in den darauffolgenden Jahre nicht gleich wiederkamen, lag daran, dass wir 1966 einen Sohn, 1969 eine Tochter und 1975 noch einen Nachkömmling (Sohn) bekammen und einige Todesfälle in der Familie uns am Verreisen hinderten.

Erst 1997, nachdem unsere Kinder ihre Studiengänge beendet hatten, wollten wir unsere Erinnerungen auffrischen. So waren wir vom 1997 nach 33 Jahren wieder im Tigaiga, das sich – wie auch die Insel insgesamt – weiter entwickelt hatte. Dass der Süden mit Playa de Las Américas und Los Cristianos inzwischen für den Massentourismus erschlossen wurde, hat uns damals nicht begeistert, aber die intensivere Erkundung der Insel mit Fahrten ins Teno- und Anagagebirge, nach Masca und Arguayo, Güimar, Icod, Garachico, Orotava sowie die Kanarische Folklore mit anschliessenden Ringkämpfen im Garten des Tigaiga waren für uns doch sehr interessant. Ausserdem erlebten wir nun einen sehr gepflegten Taoro-Park.

Die nächsten Besuche in Teneriffa konnten dann erst wieder ab 2011 stattfinden, da wir zwischenzeitlich durch unsere Kinder mit ihren Familien  in Anspruch genommen wurden. Leider dürfen wir aus gesundheitlichen Gründen keinen 16stündigen Non-Stop-Flug mehr machen. Aber die kürzere Flugzeit nach Teneriffa wird von den Ärzten zum Glück noch genehmigt! Somit hoffen wir, dass wir auch weiterhin das Tigaiga als Erholungshotel und Rohepol im Alter besuchen können.

2 thoughts on “Ein Reiserückblick von Señores Goebel”

  1. Vielen Dank für diesen tollen Reisebericht, die Fotos und die deutschen Informationen in dem Link.

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