Familia Enrique Talg

Enrique Talg Schulz: Kleiner Kellner wurde Hotelkönig

Sonnabend, 27. Juni 1953  BILD Zeitung
Pikkolo mit Frack erobert die Welt

„Ein Zimmer für zwei Personen bitte. Aber nich zu teuer!“ Der Mann, der so bescheiden bei einem Lüneburger Hotelportier um Nachtquartier bat, ist einer der Hoteliers der Welt.

Vor 40 Jahren zog es Heinrich Talg von Lünenburg aus in die Welt. Als wohlhabender Senor Enrique Talg besucht er jetzt zusammen mit seiner Frau Helene, einer waschechten Hamburger Deern, die alte Heimat. Sein Geld machte er unter der Sonne Spaniens. Die Koffer des Gastes sind bunt bepflastert mit den Marken eines palmenüberwucherten Riesen-Hotels, eingebettet zwischen Atlantik und den Bergriesen der Kanarischen Inseln (vor Westafrika).

Eine märchenhafte Karriere hat dieser Heinrich (Enrique) Talg, hinter sich. Damals – vor Weltkrieg Nr. 1 – steckte der Junge aus dem Heideort Horndorf als Pikkolo des Lüneburger „Weissen Rosses“ seine ersten Ohrfeigen und Trinkgelder ein. „Aus dir wird nie was!“ spotteten seine Kollegen, als er einmal ein vollbeladenes Tablett über den Anzug eines Gastes schüttete.

Aber wenig später studierte Heinrich das Hotelleben in Hamburg, Bad Nauheim und Kissingen. Dann kam er als Kellner nach Monte Carlo, Paris, Brüssel und anderen Metropolen der Gastlichkeit. Hier lernte der kleine Pikkolo aus der Lüneburger Heide dei grosse Welt kennen. Seine Chance kam, als ein Madrider Haus ein Kellner suchte.

Mit nur einem Frack im Koffer fuhr Heinrich los. Der grosse Sprung gelang. Bald war er Direktor des weltberühmten Kurhotels „Mondariz“ an der Küste von Lido (Vigo)..

Erst im letzten Jahr gelang dem Deutschen der grosse Sprung: Der Lüneburger Ex-Pikkolo kaufte den weissen Hotel-Giganten „Martianez“ in Teneriffa.

Millionäre aus Brasilien kommen zum Wochenende mit dem Flugzeug herüber. Zu allen Zeiten herrscht Badebetrieb. „Und wenn abends die Sonne hinter dem 3700 Meter hohen Pik-Berg untergeht, ist das schon ein kleines Abenteuer …“ schwärmt Senor Talg.

Dennoch packte den Hotelchef das Heimweh nachDeutschland. „Ich werde mit einen alten Wagen mieten und noch einmal durch die Heide fahren. Vielleicht ist dies mein letzter Heide-Trip. Bald kehre ich in den Süden zurück.“

Seine Koffer wird der Mann mit der dicken Brieftasche, wie immer, selbst zum Bahnhof tragen… certi.jpg

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