Familia Enrique Talg Tigaiga in den Medien

Inselgeschichte: Die Ereignisse am Tigaiga Felsrücken

Das Wort Tigaiga stammt aus der Guanchensprache und bezeichnet den Felsrücken, der das Orotavatal gen Westen abschliesst. Er spielt eine wichtige, symbolische Rolle in der Geschichte der Inseleroberung. Das bezeugt der Historiker Antonio de Viana, geboren 1578 in der Stadt La Laguna, in seinen 16 episch-historischen Gesängen, aus denen die nachfolgenden Ausszüge stammen.
Der General Alonso Fernández de Lugo, spanischer Abgesandter der Katholischen Könige, erlitt während der Eroberung der Insel zahlreiche Rückschläge und Niederlagen durch die einheimischen Guanchen, die nur mit primitiven Waffen kämpften. Die Guanchen waren in verschiedenen Königreichen zusammengeschlossen; eines davon war das Königreich von “Taoro”, zu dem das Orotavatal gehörte, wo nach einer alten Sage ein ungeheurer Drache die “goldenen Äpfel” hütete, die in diesem fruchtbaren Tale wuchsen. In verschieden denkwürdigen Schlachten besiegten die spanischen Eroberer schliesslich die Altansässigen. Diese zogen sich zurück und liessen sich an der Stelle nieder, wo heute das Dorf Realejo Bajo liegt, vor allem an den steilsten Hängen des sogennanten Tigaiga Berges. Die spanischen Truppen liessen sich hierauf in Realejo Alto nieder. Die heutigen Namen dieser Dörfer entsprechen den damaligen Lagerorten der beiden Heere; Realejo Alto bedeutet nämlich “oberer königlicher Ort”, und Realejo Bajo “unterer königlicher Ort”. Das Heer der Guanchen stand damals unter dem Befehl der Könige Bencomo -der mächtigste von allen-, Beneharo, Acaimo, Tegueste und Zebenzui, “der arme Edelmann” genannt, weil sein Gebiet die geringste Blütenpracht aufwies. Am 25. Juli 1496 erkannte König Bencomo, dass es zwecklos war, weiterzukämpfen und beschloss zusammen mit den übrigen Häuptern seines Stammes, sich mit seinen Truppen zu ergeben. Der Dichter Antonio de Viana, dessen Werk dieser kurzen Erzählung zugrunde liegt, beschreibt anschliessend den Jubel, den die Kapitulation der Guanchen-Könige oder “Menceyes” im spanischen Heer auslöste, während Bencomo über seine Niederlage klagte:
“Hart ist es, wenn ein König, des Regierens gewohnt,
sein Reich, sein Volk und seine eigene Macht in der Hand eines
Fremden sehen muss …”
Im Übergabevertrag stellte König Bencomo die Bedingung,  dass man ihm erlaube, ein letztes Mal zu Gericht zu sitzen, und zwar über zwei Männer seinens Stammes, die sich des Hochverrats schuldig gemacht hatten und die er gefangen hielt. Don Alonso Fernandez de Lugo gewährte ihm diesen Wunsch. Das Urteil, das Bencomo über die beiden Verräter verhängte, bestimmte, diese vom Felsen des Tigaiga in die Tiefe zu stürzen. Eine Tochter Bencomos, die schöne Prinzessin Dácil, trat jedoch vor ihren Vater und  bat um Gnade:
“Hast Du denn ein Herz aus hartem Stein, liebster Herr und Vater mein? Herrscht in Deiner edlen Brust soviel strenge Härte, dass väterliche Liebe sie nicht erweichen kann? Wenn schon mein Bitten Dich nicht bewegt, so lass Dich doch von meinem Wesen leiten und bedenke, dass Rache Dir nicht das Recht zum Töten gibt!”
Die Prinzessin beendete ihre leidvolle Bitte mit folgenden Worten: “Wenn du Gott liebst und Deinem Nächsten Unrecht verzeihst, wirst Du im Himmel gekrönt werden.”
Bencomo war gerührt und dachte nach. Schliesslich verzieh er den Verurteilten. Da erhob sich unter der Menschenmenge der Guanchen und Spanier ein Freudenschrei und der hohe Felsen des Tigaiga wurde zum Symbol des Edelmutes der Guanchen, und zum Band zwischen Guanchen und Spaniern, welches noch gefestigt wurde durch die Heirat der Guanchenprinzessin Dácil mit Gonzalo del Castillo, einem Hauptmann des spanischen Heeres. Es gibt fortan weder Sieger noch Besiegte sondern zwei Völker, die sich vereinen im Schatten des riesenhaften Teide, den ein Dichter mit folgenden Worten besang:
“Glückliches, nebelumwobenes Atlanta,
Hoher Teide Kanariens, Kristallene Pyramide …

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